Predigttext |
Der heutige Predigttext steht bei Johannes im achten Kapitel seines Evangeliums. Da redete Jesus abermals zu ihnen und sprach: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben. Da sprachen die Pharisäer zu ihm: Du gibst Zeugnis von dir selbst; dein Zeugnis ist nicht wahr. Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Auch wenn ich von mir selbst zeuge, ist mein Zeugnis wahr; denn ich weiß, woher ich gekommen bin und wohin ich gehe; ihr aber wißt nicht, woher ich komme oder wohin ich gehe. Ihr richtet nach dem Fleisch , ich richte niemand. Wenn ich aber richte, so ist mein Richten gerecht; denn ich bin's nicht allein, sondern ich und der Vater, der mich gesandt hat.
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Exordium |
Ganz schön selbstbewußt dieser Jesus, denken die Pharisäer.
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Narratio |
Es genügt ihm nicht nur die Bibel unkonventionell auszulegen. Es genügt ihm nicht unsere Schriftgelehrten unsere Bibelprofis auseinanderzunehmen. Nein er redet auch noch in einer unverschämten Weise von sich selbst. Ich bin das Licht der Welt. Wie anmaßend. Wer ist er denn, daß er sowas sagt. Nun von Fans kennt man das ja, daß sie ihr Idol in den Himmel heben. Dieser Jesus aber spricht selbst so von sich. Eigenlob stinkt. Das kann nicht stimmen, denn gibst selbst von Dir Zeugnis, rufen sie ihm zu. Mal schaun, was er jetzt antwortet. Schließlich steht in der Bibel, daß jedes Gerichtsurteil auf mindestens zwei Zeugenaussagen ruhen muß. Wird er die Anspielung verstehen. Er hat sie verstanden. Und seine Antwort ist eine Unverschämtheit. Ihr habt keine Ahnung, sagt er. Ich weiß wer ich bin, wo ich her komme. Ihr, ruft er den Pharisäern zu richtet nach dem Fleisch, was immer das heißen soll, ich dagegen richte gar nicht. Und sollte ich jemals richten, dann richte ich gerecht, denn Gott selbst hat mich gesandt. Ganz schön selbstbewußt dieser Jesus, denken sie drehen sich um, schimpfen noch ein wenig und gehen dann weg. Übrig bleibt Jesus und seine Anhänger.
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Argumen-tatio |
An Jesus scheiden sich die Geister. Für die einen ist er ein aufgeblasener Hochstapler, für die anderen ist er der Sonne ihrer Tage, das Licht der Welt, Gott selbst, der auf die Erde gekommen ist. So war es damals. Damals in seiner jüdischen Umwelt mußte sein Selbstanspruch als Gotteslästerung erscheinen. Und wie ist es heute? An Weihnachten sind die Kirchen so voll wie selten. Und das ist schön so. Auch ich liebe die besondere Stimmung, dieser Zeit. Wenn dann die altbekannten Lieder gesungen werden. Die Gottesdienste festlich gestaltet werden. Kirchenchöre singen, Posaunen schmettern und vielleicht auch noch ein Solist ein Lied vorträgt. Wenn sich dann am Heilig Abend die Familie um den Christbaum versammelt und man bei gutem Essen endlich mal wieder viel Zeit füreinander hat. Schön ist das. So wird Weihnachten gefeiert. So wird Weihnachten von sehr vielen gefeiert. Die Geburtstagsfeier Jesu ist längst ein Massenphänomen geworden, dem sich in Deutschland niemand entziehen kann. Heute scheint sich an Jesus niemand mehr zu stören. Hat er etwa alle Überzeugt? Im Gegenteil. Nur 31 Prozent der Protestanten, so schrieb das Sonntagsblatt jüngst, glauben an einen Gott im Sinne der christlichen Lehre. Abgesehen davon, daß ich fürchte das von den andersgläubigen 69 Prozent viele nicht wissen, was der christliche Gott eigentlich ist, wundert mich das. Denn Weihnachten feiern fast alle. Und welches Fest könnte christlicher sein als die Menschwerdung Jesu Christi? Kennen Sie die Geschichte vom Esel und den Heuballen. An den erinnern mich nämlich viele unserer Zeitgenossen. Es war einmal ein Esel, der war ein braves Tier. Und weil er so brav war, wollte ihm sein Besitzer belohnen. Er brachte dem Esel zwei wunderbare Heuballen, damit er sich so richtig satt essen kann. Den einen legte er links vor dem Esel, den anderen auf die rechte Seite. Und wie sie dufteten diese Heuballen. Dem Esel lief das Wasser im Mund zusammen. Er wandte seinen Kopf nach links, wollte gerade in den Heuballen beißen, da roch er den lieblichen Duft des rechten Heuballens. Also wandte er seinen Kopf nach rechts. Doch da stieg ihm der Geruch des linken Heuballens in die Nase. Und so wandte er seinen Kopf mal nach links und mal nach rechts und konnte sich doch nicht entscheiden von welchem Ballen er zuerst fressen sollte. Nun wer Fabeln dichtet übertreibt gerne. Das Ende der Geschichte ist, der arme Esel verhungert, den Überfluß vor Augen. Nun unsere Zeitgenossen sind ein wenig klüger. Aber nur ein wenig. Vor ihren Augen haben sie verschiedensten Hochreligionen. Christentum, Buddhismus, Hinduismus und Islam. Alles ist heutzutage verfügbar. Jede dieser Religionen ist in Deutschland vertreten. Sie sehen die fetten Heuballen und anstatt voll reinzubeißen zupfen sie einzelne Halme heraus. Ein wenig Weihnachten aus dem christlichen Ballen. Ein bißchen Wiedergeburtslehre aus dem Hinduismus. Ein paar ethische Normen aus dem Islam. Aber bitte alles nur in der Light-Version. Weihnachten feiern gerne. Aber das Gott Mensch wurde? Naja. Wiedergeburtslehre gerne. Aber nicht alles Kreislauf des Leidens, wie es der Hinduismus lehrt. Nicht als wirres Zufallsprinzip. Sondern wenn schon, dann muß das eine ordentliche Stufenleiter sein. Wo man am Ende eine Art Engelwesen wird. Hier ein Hälmchen, dort ein Hälmchen, hier ein wenig naschen und dort ein wenig naschen. Satt wird man so nicht. Man verhungert nicht gerade, wie der Esel, aber man hungert. Und es ist tragisch zu wissen wie schmackhaft der Hauballen des Christentums ist und mit ansehen zu müssen, daß viele nur einzelne Halme heraus zupfen. Früher hat der Pfarrer von der Kanzel dann geschimpft und gesagt, daß sie die Halme dann gefälligst auch stecken lassen sollen. Mir geht es anders. Ich wünschte sie würden nicht nur die Halme nehmen in denen nur der halbe Geschmack steckt, sondern voll zugreifen, richtig reinbeißen in den Heuballen und endlich satt werden. Und darum liebe Gemeinde gibt’s bei uns heute Christentum satt. Mit allem drum und dran. Angefangen beim Eingangspsalm bis hin zum Abendmahl. Und das Licht der Welt. Der unbegreifliche allmächtige Gott selbst ist anwesend. Jetzt, wo wir in seinem Namen versammelt sind. Und in später unter Brot und Wein. An Weihnachten ist er auf die Welt gekommen, als einfacher Mensch, als Kind. Und er hat uns seitdem nicht mehr verlassen. Er ist unser Licht und da wir im Nachfolgen wandeln wir nicht in der Finsternis, sondern werden das Licht des Lebens ewig haben. Christus spricht: Ich bin das Licht der Welt. Eine Unverschämtheit für den, der nicht glaubt. Für uns ist es schlicht die Wahrheit. Und warum soll man die Wahrheit nicht aussprechen. Das Selbstbewußtsein Jesu ist gerechtfertigt, denn er ist sich nur seiner Selbst, seinem wahren Wesen, bewußt. Und da sein wahres Wesen ist, daß er Gottes Sohn ist, kann keine seiner Sprüche überheblich sein.
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Peroratio |
Es ist unglaublich und doch glauben wir daran: Gott ist Mensch geworden, dir Mensch zu Gute. Er ist Mensch geworden, damit wir satt werden, damit wir erkennen wer Gott wirklich ist. Wer auf den Sohn blickt sieht den Vater, der ihn gesandt hat. Und wer den Vater sieht, der Erblickt den Urgrund aller Dinge, den Schöpfer und Erhalter der Welt. Den Anfang und das Ende und - wenn sie zwei Kapitel bei Johannes zurückblättern - das Brot des Lebens. Ihm begegnen wir im Abendmahl. Und auch wenn die Hostie und der Wein uns nicht gerade körperlich sättigen, so genügen sie doch unserem Geist. Was würden die Pharisäer jetzt sagen? Nach dieser Predigt? Wahrscheinlich würden sie rufen: Frechheit. Niemand hat Gott je gesehen. So steht es in der Schrift. Und was würde ich antworten? Wer den Sohn sieht, sieht den Vater.
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Kanzelsegen |
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.
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